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Galileo Galilei

Galileo Galilei gilt as Begründer der experimentellen Wissenschaft.
Feyerabend bezeichnet die Art und Weise, wie er mit seinen Gegnern umging, als Propaganda (1986).

Supernova von 1604

Der durch die Supernova von 1604 enstandende neue Stern zeigte keine Parallaxe, so dass Galileo diesen Stern zu recht (wie vor ihm bereits Brahe nach der Supernova von 1572) den Fixsternen zu ordnete.
Da Aristoteles den Bereich hinter dem Mond (die superlunare Sphäre) als unveränderlich beschrieb, nahm Galilei diese Supernova als Anlass, an öffentlichen Vorträgen die Aristotelische Philosophie anzugreifen.

Zwei wissenschaftliche Revolutionen

Um Galileis Werk würdigen zu können, muss verstanden werden, dass er eigentlich in zwei wissenschaftlichen Revolutionen involviert war.
Zum einen ist da die kopernikanische. Diese verfocht er vehement.
Zum anderen ist die Einführung des Experiments als Quelle der Erkenntnis.
Galileis Ruhm muss mit der zweiten begründet und rechtgefertigt werden: sie wurde ohne Zweifel zum Erfolg. Sein Beitrag zur ersten hingegen ist mindestens als problematisch zu bezeichnen. (Matthias Dorn, 1992)

1621: Bellarmin stribt, 1623: Maffeo Barberini wird Papst Urban VIII

1621 starb der Inquisator: Bellarmin.
1623 bestieg Maffeo Barberini, ein Förderer von Galilei, den Thron der Päpste und nannte sich Urban VIII.
Eigentlich hätte man meinen können, dass nun niemand mehr Galilei angreifen würde.
Doch Galilei war so doof, dass er 1630/32 entgegen dem Ratschlag seiner Freunde den Dialogo schrieb und veröffentlichte.

1633: Galileis Verurteilung

Galilei wurde am 22. Juni 1633 durch ein von Papst Urban VIII eingesetztes Sondertribunal verurteilt. Damit hatte sich die Katholische Kirche selbst nachhaltig geschadet.
1992 entschuldigte sich Papst Johannes Paul II. vor Wissenschafter für das «schmerzliche Missverständnis» und den «Irrtum der Theologen». «Glaube und Wissen entstammen unterschiedlichen Sphären und es ist klug, wenn die Kriche dies beachtet».

Werke

Nicht vollständig …
1589-1592: De Motu Antiquora (Erst 1687 veröffentlicht). Das ist Galileis (erste?) Schrift, die gegen Aristoteles gerichtet ist.
1610: Sidereus Nuncius. Galileo beschreibt, was er mit dem Teleskop beobachtet hat: Phasen der Venus, 4 Monde des Jupiters, Sterne in der Milchstrasse.- Diese Beobachtungen avancieren die Ideen von Kopernikus, die er in De revolutionibus orbium coelestium veröffentlicht hat.
1616: Discorso sopra il Flusso e Reflusso del Mare (unveröffentlicht). Galileo glaubt, dass die Gezeiten die Erdrotation beweisen: Von der Sonne aus gesehen bewegt sich die Tagseite der Erde langsamer als die Nachtseite; dadurch ergäben sich die Gezeiten aufgrund der unterschiedlichen Beschleunigungen.
1630 (1632?): Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das Ptolemäische und das Kopernikanische («Dailogo sopro i due massime sistemi del mondo»)
1638: Discorsi e dimostrazioni matematiche intorno a due nueve scienze: Erste dynamische Untersuchungen über die Fallgesetze.

Kreisrunde Planetenbahnen

Galileo hielt an den Kreisbahnen von Aristoteles fest; er sah sie als zentralen Bestandteil des kopernikanischen Systems.
Dies, obwohl Galilei mit Kepler im brieflichen Kontakt stand. (Kepler konnte mit den elliptischen Planetenbahnen praktisch alle Ungereimtheiten zwischen Beobachtung und Voraussagen der Planetenpositionen beseitigen).
Galileo nahm für seine Sturheit sogar in Kauf, dass seine Theorie die wesentlich schlechter voraussagte wie die geozentrischen Modelle von Ptolemäus oder Brahe.

Kometen

Galileo fasste Kometen als atmosphärische Erscheinungen auf.
Die alternative Erklärung, dass sie umherirrende Objekte im Sonnensystem sind, hätte sein Weltbild gefährdet.

Der Fall Galilei

Richard Schröder fasst treffend zusammen:
Über Galilei gibt es ca. 8000 Bücher, denn der „Fall Galilei“ ist zum Symbol geworden. Er gilt als der Märtyrer der Wahrheit der Wissenschaft. Die Inquisition hat ihn gezwungen, einer wissenschaftlichen Erkenntnis, daß sich nämlich die Erde um die Sonne dreht, abzuschwören. Er hat, um sein Leben zu retten, dieser Zumutung nachgegeben, danach aber trotzig gesagt: „Und sie bewegt sich doch.“ Und er hat recht behalten. Die Wissenschaft hat sich gegen religiösen Aberglauben, Fanatismus und Obskurantismus durchgesetzt. Das finstere Mittelalter, in dem die Kirche die Wahrheit unterdrückt hat, wurde besiegt, es wurde Licht: Aufklärung. Galilei, der Märtyrer der Wissenschaft, dies Bild hat sich tief ins europäische Bewußtsein eingeprägt. Kein anderes Ereignis der Kirchengeschichte hat den Ruf der Kirche bis heute so geschadet wie die Verurteilung Galileis.

Kommentar von Paul Feyeraband

Paul Feyerabend kommtiert:
Die Kirche zur Zeit Galileis hielt sich viel enger an die Vernunft als Galilei selber, und sie zog auch die ethischen und sozialen Folgen der Galileischen Lehren in Betracht. Ihr Urteil gegen Galilei war rational und gerecht, und seine Revision lässt sich nur politisch-opportunistisch rechtfertigen.

Autorität der Heiligen Schrift

Zur Autorität der Bibel äussert sich Galileo so:
Ich halte dafür, dass die Autorität der Heiligen Schrift einzig zum Ziele hat, die Menschen von jenen Artikeln und Lehren zu überzeugen, die, unerlässlich für ihr Heil und über jegliche menschliche Erkenntnis herausgehend, ihnen durch keine andere Wissenschaft und kein anderes Mittel als durch den Mund des Heiligen Geistes selbst glaubwürdig gemacht werden konnten. Aber dass derselbe Gott, welcher uns mit Sinnen, Urteilskraft und Verstand begabt hat, den Gebrauch selbiger hintansetzend, gewollt habe, uns Kenntnis auf andere als die durch sie zu erlangende Weise zu vermitteln, das zu glauben, erachte ich nicht für nötig, zumal nicht in jenen Wissenschaften, von denen nur ein überaus geringer Teil, dazu noch in verstreuten Sätzen, in der Schrift enthalten ist; …
Brief an Benedetto Castelli, 21. Dez. 1613
Felix Hammer kommentiert Galileis Haltung Gegenüber der Bibel so:
[…] Zu nennen [sind] hier, […] der Brief an Don Benedetto Castelli (1613) und der lange systematische Brief an die Großherzogin-Mutter Cristina von Lorena (1615).
Offenbar […] werden vier Hauptthemen behandelt […]: Allem voran die Autorität der Schrift und das Gewicht der Kirchenväter, dann die Bedeutung der Theologie, schließlich die Stellung des kirchlichen Lehramts. Entsprechend den damaligen Vorwürfen gegen den Kopernikanismus, […] steht die Auseinandersetzung mit der Autorität der Hl. Schrift im Vordergrund. Die diesbezügliche Hermeneutik entwickelt vier Grundgedanken.:
Erstens: Als Quelle christlicher Heilswahrheit, die alles menschliche Erkennen übersteigt, ist die Bibel ebenso unersetzlich wie irrtumsfrei. Sehr wohl irren können dagegen die Exegeten, was die gelegentliche Vielfalt derBerichte und Diskussionen 127 Auslegungen zeigt.
Zweitens: Die Sprache der Schrift ist volkstümlich, damit alle sie verstehen können. Dies gilt gerade auch von der Rede über Gott, der nicht selten in der Bibel als Körperwesen, also anthropomorph dargestellt wird. Ein Festhalten am Wortsinn wäre daher schon im theologischen Bereich nach allgemeiner Lehre verkehrt, bisweilen sogar häretisch.
Drittens: Erst recht gilt dies von Aussagen der Schrift über die Natur. Denn inhaltlich lehrt das Gotteswort nicht Naturwissenschaft, sondern Heilswahrheit. Von der Darstellungsweise aber ist zu erwarten, daß sie, schon in göttlichen Dingen der Fassungskraft des Volkes angepaßt, mehr noch im Weltbild den (bis heute üblichen) Augenschein berücksichtigen wird. Als historisches Dokument, das der Interpretation bedarf, kann die Bibel keine exakt beweisbaren astronomischen Sätze lehren. Tatsächlich tut sie es nicht, wird doch Astronomisches nur ganz selten erwähnt.
Viertens: Zwei Wahrheiten, inhaltlich wie formal klar unterschieden als geschichtliche Heilswahrheit einerseits und mathematische Naturwissenschaft andererseits, können einander nicht widersprechen, gründen sie doch in einunddemselben Gott, dem Ursprung aller Wahrheit. Daher ist ein Ausgleich zwischen Bibel und Naturwissenschaft möglich und zu suchen. Dabei hat in naturwissenschaftlichen Dingen die Schrift Nachrang, gemäß dem als Wortspiel unübersetzbaren Ausspruch des Kardinals Baronius, der Hl. Geist lehre uns, wie man in den Himmel komme, nicht wie der Himmel laufe: „come si vadia al cielo, e non come vadia il cielo" (V, 319)
Philosophische Theologie im Werk Galileis. Ein Beitrag zum Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie
Vgl. Augustins Forderung nach einer, allegorischen Schriftdeutung.

Brief an Christine von Lothringen (1615)

In einem Brief an Christine von Lothringen, der Grossherzogin von Toscana, befasst sich Galilei mit dem Verhältnis der neuen Kopernikanischen Lehre zur Bibel und ihrer Auslegung.
In diesem Brief bezieht er sich auf das Vulgatadekret des Tridentinum, welches Festhält, dass eigenmächtige Schriftauslegung nur in Fragen des Glaubens und der Lebensführung eingeschränkt ist, nicht aber in astronomischen Belangen.
Galilei zitiert auch Baronius (1538-1607), der gesagt haben soll: die Absicht des Heiligen Geistes ist es, uns zu belehren, wie man in den Himmel geth, nicht wie der Himmel geht.
Ein weiterer Abschnitt dieses Briefes ist:
Mir scheint, dass man beim Disput über Fragen der Natur nicht von der Autorität der Schriftstellen ausgehen sollte, sondern von der Sinneserfahrung und von notwendigen Beweisführungen […] Denn die Heilige Schrift und die Natur gehen ja gleicherweise aus dem göttlichen Wort hervor, die eine als Diktat des Heiligen Geistes, die andere als gehorsamste Vollstreckerin von Gottes Befehlen.

Vorläufer

Der grösste Vorgänger von Galilei ist wohl Leonardo da Vinci.
Ein weiterer ist Benedetti.

TODO

Adolf Müller: Galileo Galilei und das kopernikanische Weltsysthem (Ca. Seiten 100/101)

See also

kurze Geschichte [Geozentrik]
Galilei Irrtümer
Halton Arp: ein »moderner« Galileo.
Die nach Galileo Galilei benannte Sonde.
Galilei berechnete im Jahr 1584 das Alter der (damaligen) Erde auf 5748 Jahre (und damit die Erschaffung der Welt auf ca. 4164 v. Chr.)

Links

Heusch: Der Process Galilei's und die Jesuiten

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