Es scheint mir, dass Ihr und Herr Galileo klug tut, wenn Ihr Euch damit begnügt, nicht absolut, sondern ex suppositione [also hypothetisch] zu sprechen, wie es, wie ich immer geglaubt habe Kopernikus getan hat. Denn wenn man sagt, dass die Erde sich bewege und die Sonne stillstehe, lasse sich alle Erscheinungen besser erklären als durch die Annahme der exzentrischen Kreise und Epizykel, so ist das sehr gut gesagt und hat keine Gefahr, und das genügt dem Mathematiker. Wenn man aber behaupten will, die Sonne stehe wirklich im Mittelpunkt der Welt und bewege sich nur um sich selbst, ohne von Osten nach Westen zu laufen, und die Erde stehe dritten Himmel und bewege sich mit der größten Schnelligkeit um die Sonne, so läuft man damit große Gefahr, nicht nur alle Philosophen und scholastischen Theologen zu reizen, sondern auch unseren heiligen Glauben zu beleidigen, indem man die Heilige Schrift eines Fehlers überführt.
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Zum zweiten. Ich halte dafür, dass ihr wisst, das Konzil verbietet, die Schrift gegen die einhellige Ansicht der Kirchenväter auszulegen. … Ebenso wenig kann man dem entgegenhalten, dass dies keine Angelegenheit des Glaubens wäre, denn wenn es auch keine Glaubensangelegenheit ex parte obiecti ist, so ist es doch ex parte dicentis eine Glaubensangelegenheit; und solcherart wäre derjenige ein Ketzer, welcher sagte, dass Abraham nicht zwei und Jacob nicht zwölf Söhne gehabt hätte …
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Aber ich werde nicht eher glauben, dass ein solcher Beweis geliefert sei, bis er mir vorgelegt wird. Es ist nicht die gleiche Sache zu zeigen, dass die Erscheinungen durch die Annahme gerettet werden, die Sonne sei im Zentrum und die Erde in den Himmeln. Ich glaube, dass der erste Beweis existieren mag, aber ich habe schwerste Bedenken, was den zweiten betrifft, und im Zweifelsfall soll man von der Auslegung der Schrift durch die Väter nicht abgehen.