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Kopernikanische Wende

Auch genannt: Kopernikanische Revolution.
Die Kopernikanische Revolution bezeichnet den Übergang vom geozentrischen zum Heliozentrischen System.
Der Begriff Kopernikanische Wende geht auf Kant zurück: er verwendete den Ausdruck kopernikanische Revolution in seiner Vorrede zur zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft.
Die kopernikanische Wende beinhaltet, dass Wirklichkeit nicht in dem besteht, was man sieht, sondern in dem, was sich dem gedanklichen Prozess erschließt. Das war die Botschaft bereits von Parmenides, und später dann von Immanuel Kant.
Die Kopernikanische Wende beginnt mit der Publikation von Kopernikus' Werk De revolutionibus orbium coelestium.

Resultate der kopernikanischen Revolution

Die wichtigsten Resultate der kopernikanischen Revolution sind:
Insbesondere der letzte Punkt stellt einen Affront gegen Gott dar. Mit der kopernikanischen Revolution war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand, Darwin, den Menschen noch weiter enthronthe und behauptete, er stamme vom Affen ab.

Verbreitung

Das neue Kopernikanische System wurde unter ander mit den prutenischen Tafeln ins Gespräch gebracht.

Warum glaubt man das?

Wegen den Bildern, die wir von Kindesalter an gesehen haben.

Einwände

Die anfänglich nicht sichtbare Parallaxe in den Fixsternen sprach gegen das kopernikanische System.
In der aristoteläischen Tradition befanden sich die Sterne gerade hinter dem Saturn (Horror Vacui), es war für Brahe undenkbar, dass die Parallaxe nicht entdeckt werden konnte, weil die Sterne viel weiter weg sind.

TODO

Ansgar Reiners

Entdeckung des Planeten Erde
Praktischer Nutzen Astro(logie/nomie): Landwirtschaft
Aristoteles (384-322)
[10:35] Erde im Zentrum, 4 Elemente, Sphäre des Mondes (sublunar: Wechsel und Zerfall), Himmel ist perfekt -> (ewig, nicht erschaffen, Kreis, Kugel), natürliche Bewegung auf- und abwärts, keine zur seiteb
Es ist zu prüfen, ob außerhalb dieser Welt eine weitere ist.
Aristoteles
[13:56] Aristarch von Samos (310-320) hatte eine «moderne» Kosmologie.
Einzige erhalten gebliebenes Werk von Aristarch: Über die Größen und Abstände von Sonne und Mond.
Allerdings ist (mindestens?) ein heliozentrisches Zitat bekannt:
Du … weißt, dass ‚Universum‘ die Astronomen jene Sphäre nennen, in deren Zentrum die Erde ist, wobei ihr Radius der Strecke zwischen dem Zentrum der Sonne und dem Zentrum der Erde entspricht. [ … ]. Aristarch aber hat ein Buch verfasst, das … zeigt, dass das Universum um ein Vielfaches größer ist als das ‚Universum‘, welches ich eben erwähnte. Seine Thesen sind, dass die Fixsterne und die Sonne unbeweglich sind, dass die Erde sich um die Sonne auf der Umfangslinie eines Kreises bewegt, wobei sich die Sonne in der Mitte dieser Umlaufbahn befindet, und dass die Sphäre der Fixsterne, deren Mitte diese Sonne ist und innerhalb derer sich die Erde bewegt, eine so große Ausdehnung besitzt, dass der Abstand von der Erde zu dieser Sphäre dem Abstand dieser Sphäre zu ihrem Mittelpunkt gleichkommt
Archmides, Sandrechung, publiziert erst 1544, ein Jahr nach Kopernikus' Tod, in Basel
Der einzige griechische Astronom, der den Ansichten von Aristarch folgte, war der babylonische (chaldäische) Astronom Seleukos von Seleukia (wahrscheinlich aus Seleukia-Ktesiphon).
Verwickle uns nur nicht in eine Anklage wegen Unglaubens, wie einst Kleanthes die Griechen gegen Aristarch von Samos zur Anklage wegen Unglaubens aufforderte, weil dieser den Mittelpunkt der Welt in Bewegung versetzte, um – wie er behauptete – die Himmelserscheinungen in Einklang zu bringen. Er lehrte nämlich die Fixsternsphäre stehe fest, die Erde aber kreise in einem geneigten Kreise und drehe sich gleichzeitig um ihre eigene Achse
Plutarch, das Mondgesicht (dieses Zitat war Kopernikus ebenfalls unbekannt)
[16:48] Claudius Ptolemäus (100 - 160)
Fasste Aristoteles zusammen.
Almagest
Weltbild mit Kreisen (Ca. 50 Epizyklen)
[22:10] Albertus Magnus: Unterscheidung zwischen Astronomie (mathematisch) und Astronomie (Interpretation).
Viele Zeit ist erforderlich, um festzustellen, daß bei einer Beobachtung alle Täuschung ausgeschlossen ist. Es genügt nicht, die Beobachtung nur auf bestimmte Weise anzustellen. Man muß sie vielmehr unter den verschiedensten Umständen wiederholen, damit die wahre Ursache der Erscheinung mit Sicherheit ermittelt werden kann.
Ethica, I. VI, tr. 3, c. 25
Es ist Aufgabe der Naturwissenschaft, nicht bloß Tatsachen zu berichten und einfach hinzunehmen, sondern vielmehr im Naturgeschehen die Ursachen zu ergründen.
De mineral., l. II, tr. 2, c. 1
Wer sich einbildet, Aristoteles sei Gott, ist verpflichtet zu glauben, daß derselbe sich nicht geirrt habe. Wer aber Aristoteles für einen Menschen hält, muß zugeben, daß jener ohne Zweifel irren konnte, wie wir irren können.
Physica, l. VIII, tr. 1. c. 14
[25:17] Nikolaus von Kues
1453: Konkave Linsen
Die Erde, die nicht Mittelpunkt sein kann, kann also nicht ohne jede Bewegung sein.

Wie also die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt ist, so ist auch die Fixsternsphäre nicht ihr Umkreis …
[28:01] Kopernikus
1509 (?): Commentariolus: Skizze von Hypothesen des Nikolaus Kopernikus über die Bewegung des Himmels.
Der Erdmittelpunkt ist nicht der Mittelpunkt der Welt, sondern nur der der Schwere und des Mondbahnkreises.
Alle Bahnen umgeben die Sonne, als stünde sie in aller Mitte, und daher liegt der Mittelpunkt der Welt in Sonnennähe.
Die Erde also dreht sich mit den ihr anliegenden Elementen in täglicher Bewegung einmal ganz um ihre unveränderlichen Pole. Dabei bleibt der Fixsternhimmel unbeweglich als äußerster Himmel.
( 1539: Tischrede von Luther. )
[32:…] 1543: De Revolutionibus Orbium Coelestium
Mehr Kreise benötigt als Ptolemäus -> Wunderbare Lösung für einige Probleme, aber es happert im Detail.
Kopernikus wusste (im Gegensatz zu anderen, die auch nicht-geozentrische Thesen vertraten) von der Konsequenz seiner Idee: die Erde musste sich mit hoher Geschwindigkeit bewegen, ohne dass man es merkt. Frage: warum merkt man es nicht.
[37:20] Bernardino Telesio (1509-1588)
De rerum natura: Konzepte von Materie und Kraft, unabhängige Beobachtungen der Natur: Etwas fällt herunter, weil eine Kraft wirkt.
Diese Kraft könnte vielleicht beschrieben werden.
Unabhängige Beobachtungen der Natur (vgl. Albertus Magnus).
[39:20] Tycho Brahe (1546-1601)
Tycho brachte die von Telesio und geforderterten Beobachtungen zur Perfektion. Er hatte (entwickelte?) mit Abstand die besten Instrumente, die es bis zu seiner Zeit gegeben hat.
Er fälschte zum Teil Aufzeichnungen, um prüfen zu können, ob seine Assistenten aufpassen.
Er veröffentlichte seine Daten nicht, weil er ahnte, dass er etwas Grossem auf der Spur ist und er selbst derjenige sein wollte, der die Daten erklären konnte.
21. August 1560: partielle Sonnenfinsternis. Brahe ist von Genauigkeit der Vorhersage beeindruckt, obwohl sie ein Tag daneben ist. Brahe will genauere Instrumente bauen, um bessere Vorhersagen treffen zu können.
17. und 24. August 1563: Beobachtung der Konjunktion von Saturn und Jupiter - die Ephemeriden der Alfonsinischen Tafelns (ptolemäisches Weltbild) weichen stark von den Prutenischen Tafeln (kopernikanisches Weltbild) ab.
11. November 1572: Supernova, «neuer» Stern, so hell wie die Venus, im Sternbild Kassiopeia. Planet war's nicht, denn er blieb am Ort. Widerspruch zu Aristoteles' Kosmologie.
Diese Supernova wurde auch von Tycho Brahe beobachtet und in einer Schrift kommentiert («ein Wunder, wie es seit Anbeginn der Welt nicht gesehen wurde»), die ihn in ganz Europa berühmt machte und ihm alle Türen öffnete.
Seine Beobachtungen der Fixstern- und Planetenpositionen, die damals mit Abstand die präzisesten waren und mit einer Genauigkeit von zwei Bogenminuten (10 Mal genauer wie Ptolemäus) auch heute nicht ohne weiteres zu erreichen sind, führte er mit Hilfe eines großen Mauerquadranten durch
1577: Komet. Wegen fehlender Parallaxe war er nicht sublunar. Wieder Widerspruch zu Aristoteles. Darüberhinaus bewegte sich der Komet durch die Planetensphären hindurch.
Die finanzielle Aufwendung für sein Observatorium ist vergleichbar mit den Kosten eines Grossobservatoriums heute.
Die Erde ist der Mittelpunkt des Weltalls, der Sonnen- und Mondbahn, wie auch der Fixsternsphäre, die sich mit allen Planeten in 24 Stunden um diesen Mittelpunkt dreht. Die Sonne ist das Centrum der Bahnen der fünf Planeten, unter denen sich Mercur und Venus in Kreisen bewegen, deren Halbmesser kleiner als der der Sonnenbahn sind, während die Bahnen des Mars, Jupiter und Saturn die Erde umschlingen.
8. Kapitel seines Buches über den Kometen von 1577
[45:16] Johannes Kepler (1571-1630)
1596: Mysterium Cosmographicum (Weltgeheimnis)
Kepler verwertete über 900 eng beschriebene Folioblätter mit Beobachtungsdaten von Tycho.
Wenn du lieber Leser gelangweilt bist von dieser mühsamen Art der Berechnung, dann habe Mitleid mit mir, der diese zumindest siebzigmal wiederholen mußte, mit großem Verlust an Zeit; du wirst auch nicht überrascht sein, daß jetzt beinahe fünf Jahre vergangen sind, seit ich mich mit Mars beschäftige…
1609: Astronomia Nova
Basierend auf Brahes Marsbeobachtungen
I. Gesetz: Planeten bewegen sich auf Ellipsen (nicht auf Kreisbahnen)
II. Gesetz: Geschwindigkeit des Planeten ändert sich (Konzept der Kraft)
Offenbar hatte Kepler (in seinem barocken Schreibstil?) die Gesetze nicht wie in eine Lehrbuch formuliert, sondern sie «ziemlich gut versteckt».
Hatte Kepler in Mysterium Cosmographicum die Fakten noch der Theorie angepasst, liess Kepler in Astronomia Nova seine Theorie wegen 8 Bogensekunden fallen.
Wenn bloß die Form eine vollkommene Ellipse wäre, ließen sich alle Antworten bei Archimedes und Apollonius finden.
Kepler an einen Freund (Longomontanus?), 1603
[54:40] Galileo Galilei (1571-1630)
Wenig Austausch zwichen Kepler und Galilei (vorallem wegen Galilei).
1610: Siderius Nuncius
  • Mondkrater (keine perfekte Oberfläche, Widerspruch zu Aristoteles)
  • Jupitermonde kreisen um Jupiter (Erde nicht Zentrum jeder Bewegung)
Und dann wurden zum Entsetzen aller Philosophen viele Schlussfolgerungen des Aristoteles1 von ihm (Galileo) durch Experimente, solide Beweise und Erörterungen als falsch erwiesen. Schlussfolgerungen, die bis dahin fur absolut klar und unzweifelhaft gehalten wurden, wie unter anderem, dass die Geschwindigkeiten von bewegten Körpern desselben Materials, aber ungleichen Gewichts, die sich durch dasselbe Medium bewegen nicht wechselseitig das Verhältnis der Gewichte beibehalten, wie von Aristoteles gelehrt, sondern dass alle sich mit derselben Geschwindigkeit bewegen. Er demonstrierte das von der Höhe des Campanile von Pisa in Gegenwart von anderen Lehrern und Professoren und der ganzen Studentenschaft
Galileis Schüler Vicenzo Viviani
Kirche: du kannst gerne Himmel beobachten, aber sage nicht, dass es die Wahrheit ist. Denn dazu fehlen dir die Beweise. Kopernikus' und Brahes Weltbild erkären nämliche beide die Bewegungen der Planeten. Nur: die (damals) fehlende Beobachtung der Parallaxe stützt Brahes Kosmologie.
Dieses Problem wäre (oder ist) keines mehr, sobald die Fixsterne 1000 oder 2000 Mal weiter weg sind, wie damals angenommen. Aber das überstieg angeblich die Vorstellungskraft.
[1:02:01] Francis Bacon (1561-1626)
1620: Novum Organum.
Bacon richtet sich in diesem Werk vor allem gegen Aristoteles und die Scholastik.
Der Titel bezieht sich auf Aristoteles Werk Organon.
Gilt als Wendepunkt zwischen mittelalerlichem Denken und neuzeitlicher methodischer Forschung.
Der Mensch, als Diener und Erklärer der Natur, wirkt und weiss nur so viel, als er von der Ordnung der Natur durch die Sache oder seinen Geist beobachtet hat; mehr weiss und vermag er nicht.
[1:02:27] Isaac Newton (1643-1726)
1687: Philosophiæ Naturalis Principia Mathematica
Gesetze, die sowohl im Himmel wie auch auf Erden gelten.
[1:03:20] James Bradley (1693-1762)
1725: Messung der Aberration des Lichts (ca. 20 Bogensekunde) (welches eine Bewegung der Erde gegenüber dem Äther nachweist).
[1:03:50] Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1646)
1838: Messung der Parallaxe (ca. 0,3 Bekunde)
[1:05:18] Einstein
Geomtrie der Raumzeit - Erschütterung der Grundfesten von Newton und Euklid

Paul Feyerabend

Paul Feyerabend kam nun […] zu der Überzeugung, dass die Vorstellung, die Wissenschaft entwickle sich im Sinne Poppers nach rationalen Regeln (wie eben der Falsifikation), schlicht nicht zutreffe. 1975 publizierte er in Berkeley sein […] schnell berühmt gewordenes Buch Against Method (dt. Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie). An vielen wissenschaftshistorischen Beispielen und bis in komplexe Details hinein konnte er zeigen, dass sich neue wissenschaftliche Theorien oder Ansichten, die – wie etwa der Übergang zum kopernikanischen Weltbild – üblicherweise als „Fortschritt“ bezeichnet würden, nicht aus Gründen überlegener Rationalität, geschweige denn Wider den Rationalismus methodischer Strenge durchgesetzt hätten

TODO

Einige Quellen sind

See also

kurze Geschichte [Geozentrik]
The Copernical Revolution
Zitate zur kopernikanischen Revolution
Giordano Bruno gilt als erster Märtyrer dieses neuen Weltbildes.

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