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Georg Joachim Rheticus

auch: Rhäticus, Rhaeticus, Rhetikus
*1514 †1574
Rheticus trug wesentlich und als Erster zur verbreitung der kopernikanischen Idee bei.
Ein Biograph von Rheticus ist Dennis Danielson.

Die Bewegung der Erde und die Heilige Schrift

Lat: De Terrae Motu et Scriptura Sacra
Diese Schrift wurde zwischen 1532 und 1541 geschrieben, also vor der Veröffentlichung von De Revolutionibus.
Von diesem Manuskript wusste man bis vor kurzem nur aus einem einzigen Satz in einem Brief von Tiedemann Gise an Rheticus vom 26.07.1543. 1984 wurde sie dann allerdings von Reijer Hookyaas (1906-1994) gefunden.
Die Schrift sollte De Revolutionibus gegen zu erwartete Angriffe der Kirche schützen. Sie erschien allerdings erst 1651, also 108 Jahre nach der Veröffentlichung des zu schützenden Buches.

Inhalt

Rheticus argumentiert in diesem Traktat, dass das heliozentrische Modell korrekt ist und mit der Bibel im Einklang steht, wenn man sie richtig auslegt.
Tiedeman Giese, ein Bischof, schrieb im July 1543 einen lobenden Brief an Rheticus, wo er den Wunsch ausdrückte, dass dieses Büchlein «durch das du die Bewegung der Erde treffend von (dem Vorwurf) der Abweichung von der Heiligen Schrift in Schutz genommen hast», als Anhang zu De Revolutionibus veröffentlicht worden wäre.
Gemäss Rheticus ist der Fokus der Bibel auf Sünde und Erlösung konzentriert:
Da nach dem Fall Adams die Gotteserkenntnis in unseren Gemütern mehr und mehr ausgelöscht ist, aber, wie Christus sagt, es nicht der Wille des Vaters ist, dass einer verloren werde, gab Gott uns sein Wort, damit wir über seinen Willen uns gegenüber sicher sind und fortwährend vor Augen haben, was er will, dass wir tun, und wie er durch den verheißenen Samen (Jesus Christus) seinen Zorn über uns zurücknehmen und uns in Gnaden aufnehmen wird. Das ist es, was der Heilige Geist durch sein Wort offenbaren wollte, und das ist der Zweck der Heiligen Schrift.
Wolters (2014) erwähnt 5 Komponenten dieses Buches:
Traditionstreue: Rheticus beruft sich auf Augustin. Heilsbezogene Passagen in der Bibel sind zu trennen von Passagen, wo über die Welt gesprochen wird. Bei letzteren mussten sich die bibl. Autoren der Fassungskraft der Adressaten anpassen (»Akkomodation«).
Gewisse kosmologische und physikalische Behauptungen seien mit dem jüdischen Weltbild verträglich, stellen sich aber nun als falsch heraus.
Solche Aussagen können sich natürlich dann auch mit Bezug auf die Bibel weder verifizieren noch widerlegen lassen.
Bibel nicht nur geozentrisch: Rheticus behauptet, dass es biblische Stellen gäbe, die nicht geozentrisch seien. Diese sind aber, so Wolters, an den Haaren herbeigezogen, als bestes diene allenfalls 1. Sam 2:8.
Epistomologisches Argument: Für Bereiche jenseits der menschlichen Wahrnehmung enthält die Bibel das letzte Wort, für Bereiche, die der Wahrnehmung zugänglich sind, jedoch die Wissenschaft.
Bibel wurde nie wörtlich verstanden: Erde eine Scheibe, Antipoden
Zusammenfassung: Erneuter Appell an die Tradtition und Augustin. Sechs Mal betont Rheticus, dass Kopernikus' neue Lehre im Rahmen der katholischen Lehre sei.

See also

Gereon Wolters: Georg Joachim Rheticus' Präventivverteidigung des Koopernikanichen Systems (2014)

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