Search notes:

Zur Krise der Lichtäther-Hypothese

Eine Rede, die von Paul Ehrenfest 1913 (od. 1912?) als Antrittsrede des Lehramts in Leiden gehalten wurde.
Gestatten Sie mir über eine Krise zu sprechen, die gegenwärtig eine fundamentale Hypothese der Physik — die Ätherhypothese — schwer bedroht. Diese Krise gibt, wie mir scheint, ein lebendiges Bild von der eigentümlich revolutionären Stimmung, die augenblicklich die theoretische Physik beherrscht.

Newton

Die Lampe wirft Lichtkörperchen durch den leeren Raum zur Wand und von der Wand springen sie elastisch wieder zur Lampe zurück. Der Verlauf eines solchen Ballspieles bleibt aber natürlich derselbe, gleichgültig, ob es in einem vor uns ruhenden oder in einem vor uns gleichförmig laufenden Zimmer stattfindet.
Was zunächst die Newton’sche Emissionstheorie betrifft, so ist ja folgendes von ihr allgemein bekannt: Während des ganzen 18. Jahrhunderts herrschte sie unumschränkt. Im Beginn des 19. Jahrhunderts wird sie dann plötzlich durch die Äthertheorie vollständig verdrängt.

Fresnel

Der ganze Weltraum ist von einem Äther erfüllt, der etwa relativ zu den Fixsternen ruht. Die Körper bewegen sich frei durch diesen Äther, ohne ihn mit sich zu reißen. Wenn eine Lampe Licht aussendet, so bedeutet das, daß sie jenem Äther irgendwelche Zustandsstörungen mitteilt; diese Zustandsstörungen pflanzen sich dann im Äther nach allen Richtungen hin fort; etwa so, wie sich ein Stoß in einem elastischen Stab fortpflanzt.

Stokes

Stokes nimmt an, daß die Körper den in ihnen befindlichen Lichtäther bei ihrer Bewegung mit sich schleppen Wenn aber das laufende Kugel-Laboratorium seinen Äther mit sich führt, dann ist ohne weiteres klar, daß der Experimentator in der laufenden Kugel genau dasselbe beobachten muß, wie der Experimentator in der ruhenden Kugel.

Links

Wikisource

Index